Fellkind - Seelenhund - Liebe meines Lebens
Der Traum als kleines Mädchen war schon immer, irgendwann einen kleinen Hund zu haben, eine Plattnase sollte es schon immer sein - am liebsten ein beige farbender Mops.
Von diesem Gedanken kam ich nie ganz los aber als ich die relativ ähnlich erscheinende französische Bulldogge sah, war es um mich geschehen. Von da an wusste ich: eine französische Plattnase soll es sein - so ein knautschiges Geschöpf mit Stehöhrchen und Clownstalent.
Doch der Start mit dieser Rasse war sehr holprig, da mir leider mehrere schwarze Schafe beim Verkauf dieser Rasse begegnet sind. Wurde bei dem ersten kleinen Kerl der Preis künstlich, gar utopisch in die Höhe getrieben, so war die Luft erstmal raus und das Thema kleiner Bullywelpe wieder begraben. Ja klar - es ist ein Modehund - die Nachfrage ist sehr groß. Doch dürfen wir nicht vergessen; es sind kleine Lebewesen mit denen gehandelt wird als wären sie Diamanten. Okay - sind sie ja auch. Das Thema war begraben aber der Gedanke nicht totgesagt. Immer wieder habe ich geschaut, gibt es was Neues? Kleine Welpen? Vielleicht in der Nähe? Es sollte nie unbedingt ein Hund aus einer Zucht sein - Zufallsverpaarungen, natürlich reinrassig, sind vollkommen okay.
Da entdeckte ich beim nächtlichen Stöbern eine kleine Dame von vier Monaten, nicht sehr weit von meinem Wohnort entfernt aber mit einem Schicksal was berührte. Ein Welpe den niemand wollte, da er nicht perfekt und frei von Mängeln war, wie es sich nun einmal jeder wünscht in der heutigen Gesellschaft. Noch am selben Tag machte ich einen Termin bei den Haltern und fuhr sofort los. Die Aufregung ging ins Unermessliche. Schon als die Wohnungstür aufging kam eine aufgeregte Bullydame rausgestürmt und hinterher tapste quietsch vergnügt ihr noch übrig gebliebener kleiner Nachwuchs mit... ja, mit einem Schönheitsfehler, wie ich sagen würde - ein kaputtes Auge, welches qualvoll entstanden sein musste, da ein Geschwisterchen mit der Kralle hängen blieb. Aber der kleine Floh ließ sich nichts anmerken, wuselte immer wieder zwischen meinen Beinen herum und suchte meine Aufmerksamkeit. So schnell kann es gehen - schockverliebt. Man merkte, dass sie ihren Vorbesitzern ein Klotz am Bein war, denn die verursachte zusätzliche Kosten und ich wusste genau, wenn ich sie nicht mitnehme, wird sie wohl eine nicht ganz so rosige Zukunft erwarten. Also Verträge aufgesetzt, das kleine kaputte Sonderangebot bezahlt und sofort mit nach Hause genommen.
Nun war er da - mein lang gehegter Wunsch - mein Kleinmädchentraum - mein eigener Hund - meine Frau Ella. Ella der Name, welchen sie schon vom Vorbesitzer bekam, weil sie schon so lange dort war und Frau Ella um der ganzen Sache etwas Pfiffigkeit zu verleihen; so wie die kleine Maus auch ist.
In den nächsten Tagen vergingen einige Besuche beim Tierarzt und in einer Augenspezialpraxis, um alles weitere abzuklären. Dann der Schock - das Auge sollte lieber früher als später komplett raus. Nach den ersten Sekunden des Schreckens stand fest, der kleinen Maus wird so schnell wie möglich geholfen bevor sie noch mehr Schmerzen erleiden muss, die sie in ihrem kurzen Leben ohnehin schon hatte. Gesagt - getan. Eine Woche später bastelten wir aus Frau Ella einen Piraten. Das Auge auf dem sie nun schon komplett blind war, kam raus. Es war für mich ein Wechselbad der Gefühle, aber ich wusste, nun kann es mit uns beiden richtig losgehen und das zeigte sie mir richtig. Nach der OP zu Hause angekommen sprang sie direkt aus dem Auto als wäre nichts gewesen - wollte fressen, Gassi gehen, spielen - genau in der Reihenfolge. Es war ganz schön schwer sie zu bremsen. Meine kleine süße Stehlampe. Ja - Stehlampe - und zwar die weltallerschönste, mit ihrer Halskrause und ihrem nun nur noch einem Auge, einfach unwiderstehlich, zuckersüß.
Mein Pirat, mein Captain Hook, mein Einguck - meine Frau Ella.
Ich war für sie da, als es ihr schlecht ging und von jeher ist sie täglich für mich da. Wenn es mir schlecht geht, heitert sie mich auf. Bin ich gut drauf, macht sie mit. Brauche ich Gesellschaft, ist sie da. Ziehe ich mich zurück, dann ebenfalls und schiebt mich wieder raus aus meinem kleinen Loch in dem ich mich verschanzt habe. Ich habe ihr nur eine Chance gegeben und sie gibt mir Alles!
Seit 14 Monaten sind wir nun Seite an Seite, Pfote in Hand bis das die Regenbogenbrücke uns scheidet.
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Kathrin Zentner (Mittwoch, 04 Juli 2018 09:34)
Das ist ja Herzzerreißend, aber genauso erleben wir unsere kleine Frau Ella.� Alles Liebe und Gute für Sie und Ihr Frauchen. Wir lieben Euch.
Pauline Marina (Mittwoch, 04 Juli 2018 10:36)
So schön geschrieben, sehr Herzergreifend!
Wir, eher gesagt mein Bruder, aber trotzdem ein Teil von mir, haben auch einen Bully - unser Sammy.
Sammy hat das gleiche Schicksal ergriffen wie bei Frau Ella - er wurde zum Piraten. Leider meinte das Schicksal es nicht so gut mit ihm und er ist nun komplett blind - auch wenn dieses Auge noch ist, ist seine Welt nun dunkel - aber das stört ihn überhaupt nicht und schon nach einer Woche findet er sich super zurecht - ob im Haus oder im Garten - er is halt ein Kämpfer unser Sammy ..... sie bleiben trotz Makeln (und somit etwas besonderes) unsere Lieblinge und haben die Chance auf ein schönes Leben ....
Knuddelgruß an Frau Ella
Anja (Mittwoch, 04 Juli 2018 14:39)
So wunderschön. Eine solche tiefe und ehrliche Liebe berührt und nur ein ganz toller Mensch, so wie du, weiß sie zu schätzen. Ich wünsche euch viele glückliche Hunde und Menschen Jahre und selbst die Regenbogen Brücke wird euch nicht trennen können.
SoPhia (Donnerstag, 05 Juli 2018 15:36)
Ach...mein kleiner Patenbully! �
Zusammen mit meiner besten Freundin- ein DREAMTEAM!
Ich glaube, dass aufeinander treffen der beiden war Schicksal. Sie passen zusammen wie A**** auf Eimer und passen stets und srändig aufeinander auf.
Der Text ist so rührend geschrieben, dass man einfach Pipi in den Augen haben muss!